Im Wilden Westen von Italien, in der Maremma Toskana, arbeiten noch
heute berittene Hirten mit freilebenden Pferden und Rindern.
Kein Mensch weit und breit, scheinbar endlos zieht sich die von Pinien
gesäumte, schnurgerade Straße dahin. An ihrem Ende liegt das tyrrhenische Meer,
an dessen Küste sich von Pisa bis Latina die Maremma erstreckt, ein karges
Sumpfgebiet, in dem bereits die Etrusker in Italien Pferde züchteten. Über der gelbbraunen
Steppenlandschaft liegt feuchtheiß die Mittagshitze. High Noon im Parco
dell'Uccellina, einem Naturschutzgebiet in der Nähe von Grosseto, in dem die
Azienda di Albarese, ein staatliches Gut für Rinder- und Pferdezucht, liegt.
Die freilebenden Pferde- und Rinderherden werden hier von den Butteri, den
berittenen Hirten, von einer Weide auf die andere getrieben. In einer
Staubwolke nähert sich die Herde, der Boden dröhnt von den Hufen der
langhörnigen Rinder. Zu dritt treiben die Butteri die Tiere die Straße entlang
auf die nächste Weide.Durch die Jahrhunderte hindurch wurden hier, in den Randgebieten der
Maremma, Rinder und Pferde gezüchtet. Schon Plinius erwähnt in seinen
naturkundlichen Schriften den bos silvestris, ein Waldrind der Region, das später
mit den asiatischen Rindern, die mit den Barbareneinfällen aus dem Osten kamen,
die maremmanische Rasse gegründet.

Auch das Maremma Pferd hat orientalische Wurzeln. Beide, Rind und Pferd,
zeichnen sich durch Genügsamkeit, Langlebigkeit und Härte aus. Sie sine
unempfindlich gegenüber Hitze und den Entbehrungen eines Lebens in freier
Wildbahn und somit ideal für diese Landschaft und Art der Haltung geeignet.
Gehütet und kontrolliert wurden und werden die freilebenden Herden weißer
Maremma Rinder und dunkler Maremma Pferde von den Butteri, den Cowboys Italiens, die ihre Arbeit heute auf dieselbe Weise verrichten wie ihre Vorgänger
vor hundert Jahren. Dass dies keine nostalgische Marotte oder für Touristen am
Leben erhaltenes Spektakel ist, bestätigt der Leiter des staatlichen Gutes in
Albarese. Dennoch ist der Beruf des Buttero vom Aussterben bedroht. Einst war
seine Stellung mit sozialem Prestige verbunden, unter den Landarbeitern war der
Buttero derjenige, der nicht nur die Obhut über das Viehhatte, sondern auch die
Arbeiten der anderen kontrollierte. Heute ist das Rinderhüten zu Pferd etwas
für Enthusiasten, die sich für Pferde, Reiten und die Arbeit mit Tieren in der
freien Natur begeistern können.
Von den einst stolzen Herden von über 100.000 Rindern ist nach dem
Weltkrieg und den Enteignungen der adeligen Großgrundbesitzer in Italien nur
noch ein Zehntel des einstigen Bestandes übriggeblieben. Und auch die
Pferdepopulation, die vor allem für die Kavallerie herangezogen wurde, ist
stark zurückgegangen. Zunehmend wird daher auch der Tourismus als
Einnahmequelle genutzt. Erfahrene Reiter können mit deen Cowboys der Toskana reiten und sie bei ihrer
Tagesarbeit begleiten. Das Maremma Pferd ist als verlässliches Allroundpferd
dazu bestens geeignet und wird auch anderweitig zunehmend als Trekkingpferd für Wanderritte eingesetzt.
Während eines Reiterurlaubs in der Toskana beim Reiterhof Prategiano werden
Sie ab und zu von Butteri begleitet und können eintauchen in diese Jahrhunderte
alte Reitertradition der Toskana.